Mathematische Lernschwierigkeiten
Mathematische Lernschwierigkeiten, Rechenschwächen, Rechenstörungen, Dyskalkulie - verschiedene Begriffe für Störungen im Erwerb grundlegender mathematischer Inhalte.
Ein Grund dafür sind frühe mathematische Missverständnisse. Unerkannt können sie lange Zeit bestehen bleiben und zu ungünstigen Rechen-Strategien führen.
Kinder kommen mit sehr unterschiedlichen Voraussetzungen in die Schule. Viele bringen schon mathematisches Vorwissen mit, andere beginnen ihre Schulzeit auf einem niedrigen mathematischen Niveau. Für Kinder, die sich im Vorschulalter nur wenig oder gar nicht für Mathematisches interessiert haben, kann das Tempo zu schnell sein, in dem es zu Schulbeginn vom Kennenlernen der Zahlen und vom Zählen-Lernen zum Rechnen geht, weil Vorerfahrungen fehlen.
Zählendes Rechnen
Am Anfang des Rechnens steht bei allen Kindern das Zählen. Bedeutend für den weiteren Verlauf ist aber, auf welcher Stufe der Entwicklung des Zählens das Kind steht, wenn es in der Schule rechnen soll.
Parallel zur Entwicklung des Zählens entwickelt sich im günstigen Fall neben der Zahlenreihe (ordinales Verständnis) auch ein Verständnis für Mengen (kardinales Verständnis).
Im ungünstigen Fall bleibt das Kind auf die Zahlenreihe fixiert und rechnet damit auch zählend - und zwar ausschließlich und dauerhaft. Wenn das Kind das zählende Rechnen nicht im Laufe des ersten Schuljahres gegen günstigere Strategien eintauschen kann, wird es das auch später aus eigener Kraft nicht mehr schaffen.
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Auswendiglernen
Einige Kinder fassen Mathematik als eine Ansammlung von einzelnen Rechensätzchen auf. Verbal Begabte können auch ohne mathematisches Verständnis eine beträchtliche Anzahl von Sätzchen (5+4=9, 6x3=18 ...) auswendig lernen. So fallen viele von ihnen - ähnlich wie schnelle Zähler - vorerst im Schulalltag kaum auf. Aber auch hier gibt es Kapazitätsgrenzen.
Wenn hinter dem Auswendiglernen kein Verständnis steckt, führt es wie das zählende Rechnen in eine Sackgasse.
Rechenschwächen "wachsen" sich nicht aus.
Ganz im Gegenteil. Aus den betroffenen Kindern werden Jugendliche und Erwachsene und die Probleme wachsen mit jedem Schuljahr weiter.
Mathematik ist stark hierachisch gegliedert. Das Gelernte ist jeweils Grundstock für die nächsten Schritte.
Kindern mit mathematischen Lernschwierigkeiten fällt es aber schwer, die Zusammenhänge von aktuell "Gelerntem" mit vorherliegenden Inhalten herzustellen.
"Das haben wir schon in der 1. Klasse gelernt, das weiß ich jetzt nicht mehr." (2. Kl.) "11+9 Die Rechnung habe ich schon lange nicht mehr gemacht" (3. Kl.)
Genauso fehlt auch das Bewusstsein für die Verbindung der Grundrechnungsarten.
Wenn die ursächlichen Missverständnisse nicht erkannt und aufgearbeitet werden, bleiben sie langfristig bestehen. Neu "Gelerntes" wird in das bestehende - wackelige - mathematische Gebäude eingebaut. Tragfähige mathematische Konzepte können nicht aufgebaut werden.
Denken Sie an ein Haus mit bröckeligen Grundmauern, auf das jedes Jahr einen neuer Stock gesetzt wird. Wenn Sie nicht von Grund auf sanieren, ist ein Einsturz nur eine Frage der Zeit.
Rechenschwächen sind KEIN Zeichen mangelnder Intelligenz.
Kinder vergleichen sich mit anderen Kindern. Manche merken recht bald, dass andere viel schneller rechnen können, keine Finger benötigen ... Dazu kommen negative Bemerkungen von anderen Kindern, vielleicht auch Ermahnungen von LehrerIn und Eltern.
Der Vergleich weckt im Kind das Gefühl, zu dumm zum Rechnen zu sein.
Tatsächlich ist aber "nur" etwas im Lernprozess schiefgelaufen.
Sie geraten in einen Teufelskreis und wenden unnötig viel Energien für ungünstige Strategien auf.
Rechenschwache Kinder üben nicht einfach zuwenig.
Sie üben mit viel Energie und Zeitaufwand das Falsche.
Es muss dort angesetzt wird, wo ursächliche Probleme liegen. Das Kind muss "abgeholt" werden. Dazu ist eine genaue Erfassung des Lernstandes mit den vom Kind angewendeten Strategien nötig.
Ansonsten üben diese Kinder nur die unpassenden Strategien wie zählendes Rechnen und Auswendiglernen, die sie als Kompensation für nicht Verstandenes einsetzen müssen.
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* Zählendes Rechnen
* Ordinales und kardinales Zahlenverständnis
* Dekadisches System
* Operationsverständnis
* Entwicklung des Zählens
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